HSP, Hochsensible Menschen

HSP Hochsensible Menschen

03 Jul HSP, Hochsensible Menschen

HSP, Hochsensible Menschen

HSP, Hoch Sensible Person, Highly Sensitive Person, vor einigen Jahren kam ich mit diesem Begriff in Berührung. Ich las einen Artikel über Empathie und Menschen die mehr Empathie haben. Es berührte mich irgendwie und sprach mich an, doch ich vergaß es wieder. -Was übrigens gerade für hochsensible Menschen typisch ist, denn wir haben viel innerlich zu tun.- Dann, als ich vor ein paar Jahren nochmals auf so einen Artikel stieß, machte es mich neugierig.

Ich machte Bekanntschaft mit den Worten von Elaine Aron. Ich kaufte ein Buch von ihr, machte den Test, der mir erst so gar nichts sagte, aber beim Lesen des Buches, kam ich immer mehr damit in Berührung was mich selbst ausmachte. Plötzlich verstand ich viel mehr von mir. Alles was ich als normal betrachtete und davon ausging, dass dies bei anderen Menschen ebenso ist, bekam eine andere Bedeutung. Wie das immer der Fall ist, sobald man sich selbst versteht. Urteilsfrei versteht.

Sich selbst verstehen, das ist das größte Geschenk, dass wir Menschen uns selbst machen können. Damit meine ich nicht nur die Urteile, Erfahrungen, Prägungen, also die inneren Vorgänge, sondern das wirkliche Verstehen.

Frei nach meinem Spruch den ich hin und wieder als Lesezeichen verschenke:

Dein Ich

Dort, genau zwischen all Deinen Erfahrungen, hinter Deinen Prägungen, abseits von all den Wänden aus Urteilen und Kritik, da lebt es, und wartet auf Dich!
Andrea Albus

Genau diesen inneren Ort meine ich. An dem Ort, wo wir die sind, die wir sind. Dahin kommen wir nur über das Verstehen. Statt über uns zu urteilen, uns zu kritisieren, oder gar den Urteilen und Kritik die sich uns eingefleischt haben, das Wort zu überlassen, den Weg drumherum zu gehen und uns Selbst kennenlernen. Eine größere innere Freiheit gibt es nicht.

Es ist ein Prozess dorthin zu gelangen, aber ein lohnenswerter. Und egal was wir vorfinden, wenn wir es mit Neugier, Offenheit und Akzeptanz betrachten, lernen wir uns selbst zu lieben, auf eine Art, die sich bedingungslose Liebe nennt.

Aber was hat dies mit HSP zu tun?

Eine Hochsensible Person zu sein ist manchmal anstrengend, aber nicht, weil wir es sind, sondern weil andere es nicht sind. Denn ganz egal wie Ihre Lebensgeschichte ist, HSP zu sein bedeutet zu den 15-20% der Menschen zu gehören, die mehr Fähigkeiten haben. Und diese Fähigkeiten nutzen wir ständig, ob bewusst oder nicht.

Wir bekommen auf den Sinnes-Ebenen mehr mit, als Normal Sensible Menschen. Das steht fest. Und all diese Informationen wollen verstanden werden, sodass wir keine Ruhe verspüren, ehe das Verständnis uns die entsprechenden Aha-Erlebnisse beschert. Kurz gesagt, wir versuchen diesen vielen Input zu einem Global betrachtet großen Ganzen zu formen, um den Sinn dahinter zu erkennen und zu verstehen. Ich postuliere, dass Hochsensible Menschen auf der sozialen und emotionalen Ebene Hochintelligent sind. Ich habe es nie anders erlebt, weder bei mir, noch bei anderen. Was aber wichtig ist, ist dies zu verstehen:

HSP zu sein ist eine wichtige soziale Gabe. Das was wir oft nicht verstehen, ist wie unser Umfeld damit umgeht. Wer kennt es nicht, dass die eigenen Fähigkeiten als Un-Fähigkeiten hingestellt oder gar ausgeredet werden?
Dies zu tun ist eine Seite der Menschlichkeit. – Ich habe Zeit meines Lebens zwei Seiten von Menschlichkeit beobachtet, eine heilende und eine vernichtende – Dafür gibt es unzählige Gründe. Wir haben dennoch stets die Wahl.
Um zu verstehen was ich meine, erzähle ich gerne eine Geschichte:

Ein wildlebendes Wolfsrudel, -also ein Zusammenschluss aus Freiwilligkeit- besteht aus verschiedenen Individuen mit Fähigkeiten, die dem gesamten Rudel zu Verfügung stehen, um zu überleben. Da sich jeder so wie er ist, mit dem was er kann einbringt und dies wertgeschätzt wird.
Einer von ihnen ist hochsensibel. Doch obwohl die Wiesen und Wälder noch voller Nahrung sind, verkündet er, dass das Rudel weiterziehen müsse, da sie sonst nicht überleben werden. Das Rudel wird noch ein paarmal jagen und dann weiterziehen. Es würde ihnen im Traum nicht einfallen, die Information in Frage zu stellen.
Ganz anders bei uns Menschen, wir sind die einzigen Individuen, die gegen die Natur leben. Und ein Mensch – dessen Meinung sich mit Sicherheit andere Menschen unhinterfragt anschließen würden – tippt sich an die Stirn und sagt: „ Du spinnst doch, der Kühlschrank ist doch noch voll!“

Tja, jeder Hochsensible Mensch kann ein Buch darüber schreiben, wie oft er Reaktionen in dieser Art und Weise beobachtete.
Dabei sind wir immens wichtig. In einer Welt, die hart wie Beton ist, braucht es die Zartheit, die sich zielstrebig auf den Weg macht, um aus vielen Richtungen zu zeigen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Die vielen Informationen die überall zu spüren sind zu einem Bild zu gestalten das jeder verstehen kann. Diese hohen sozialen und emotionalen Fähigkeiten nicht anzunehmen, ist Unfähigkeit, auch global betrachtet!
Intelligenter Weise muss man sich nur die einfache Frage stellen, – sich solche Fragen zu stellen ist bei HSP an der Tagesordnung und nicht ungewöhnlich – warum 15-20% der Menschheit oder Tierwelt hochsensibel sind und sich über unzählige Generationen diese Fähigkeit erhält.

Aus der Evolution heraus betrachtet macht es schlicht und einfach Sinn, mehr Informationen zu bekommen, bevor man handelt.

Es macht Sinn, im Bereich der Politik, Umwelt, Industrie, sozialen Strukturen, usw. Es gibt keinen einzigen Bereich in der Menschen-, Natur- und Tierwelt in dem diese Fähigkeiten nicht gebraucht werden, damit es für alle Sinn macht und nicht nur für die Lebenden, sondern auch das Leben der Nachkommen und Leben derer Nachkommen usw.

Hochsensibel zu sein ist ein Privileg, dass nur Hochsensible Menschen verstehen können. So ist es z.B. im Bereich Psychotherapie für HSP wichtig von einem HSP verstanden zu werden. Denn es ist nun mal so: Wenn man 9 Lichter sieht und 80% nur ein Licht, dann wird es von der Mehrheit verneint, ja von unser menschlichen Natur aus gesehen – und ich spüre Verärgerung beim Schreiben dieser Worte – sogar verurteilt. Wenn wir nun die Weltgeschichte betrachten, aus diesem Blickwinkel, dann entlockt es hochsensiblen Menschen einen tiefen Seufzer.

Doch auch wir HSP sind davon betroffen, wie unser Nervensystem auf diese Welt schaut. Wir sind alle irgendwie geprägt, egal ob HSP oder nicht. Und es gibt nichts was sich schlimmer auswirkt, als in einem Umfeld groß zu werden, indem die eigenen Fähigkeiten heruntergespielt, verurteilt oder gar nicht wahr genommen werden. Ob wir nun zu den 15- 20% Hochsensiblen gehören oder zu den 80- 85% Normal-Sensiblen. Dies wiederum macht uns gleich.

Aber was Hochsensible Menschen betrifft, ist es Tatsache, dass diese Fähigkeiten sich nicht einfach ausschalten lassen. Was wir in der Kinder- und Jugendzeit am liebsten tun würden, denn da vergleichen wir Menschen uns allesamt mit den anderen in unserem Umfeld, denn schließlich müssen wir ja lernen wie die Welt funktioniert. Genauso wie Welpen dies tun. Und da Hochsensible schon sehr früh spüren, dass sie anders sind als die Mehrheit der anderen, ist es extrem prägend, verurteilt und abgewertet zu werden. Zum Glück kann man Prägungen verändern, dank der Neuroplastizität unseres Gehirns.

Das Merkmal schlechthin, dass Hochsensible haben, ist ihre emotionale und soziale Hochintelligenz, die nicht auf Worten basiert, sondern im Empfinden. Im Bereich nicht begrifflichem Wissen. Die Worte zu diesem Empfinden tauchen erst viel später auf, wenn wir danach suchen, dieses Empfinden mitzuteilen. Das bedeutet auch, dass wir nicht diejenigen sind, die mit HSP hausieren gehen, denn dazu haben wir gar keine Zeit.

Es braucht sehr viel Zeit, die wahrgenommenen Dinge zu verstehen und zu verarbeiten. Viele spüren den Drang gar nicht das Wissen weiterzugeben, weil sie schon mit dem nächsten Verstehen beschäftigt sind. Ich bin mir sicher, dass vieles an Weisheit gar nicht weitergegeben wurde und mit dem Tod dieser Menschen für immer begraben wurde. Denn sie sind die Stillen, die scheinbar unscheinbaren, die, die nicht auffallen, sondern sich eher zurückziehen.

Oftmals wird HSP damit verwechselt, dass jemand viel fühlt. Dies kann auch aufgrund eines Traumas oder anderer negativen Erlebnissen basieren. Solche Erfahrungen machen sensitiver, Überlebenstechnisch gesehen. Doch HSP können trotzdem dahinter schauen. Sie sind in der Lage zu unterscheiden ob etwas bedingt durch Prägungen in ihnen stattfindet oder ob es durch die feinen Wahrnehmungen stattfindet. Jeder Hochsensible egal ob Mensch oder Tier hat eine immens hohe psychische Widerstandskraft, die auf dem mehr an Wahrnehmungen basiert.
Erst wenn man wirklich hinter die Prägungen schaut, erkennt man die Hochsensibilität. Denken Sie nur mal an die Kategorien der Sternzeichen. An diese zu glauben ist prägend. Unsere Wahrnehmung passt sich den Prägungen an, wenn wir nicht hinterfragen. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob jemand HSP ist, oder ob sich jemand Eigenschaften der HSP zu eigen macht, bzw. sich zuspricht.

Ein wirklich Hochsensibler Mensch ist in der Lage einen HSP zu erkennen und dies binnen weniger Sekunden. Und – das ist das entscheidende Merkmal – er wird sich erst vergewissern und weit hinter die Prägungen und Verhaltensweisen des Menschen oder Tieres schauen, ob es tatsächlich so ist. Und dies braucht Zeit und urteilsfreie Beobachtung. Begrifflichkeitsfreie und damit auch Urteilsfreie Beobachtung ist die höchste soziale Intelligenz.

Im Bereich Wissenschaft die mit Begrifflichem arbeitet ist es sehr schwer HSP zu erkennen. Schon allein deshalb, weil es in einem Bereich im Gehirn stattfindet, der kaum bis gar nicht gemessen werden kann. Im MRT feuern bei sozialen und emotionalen Themen die zuständigen Bereiche im Gehirn. Ich gehe davon aus, dass es dort zu erkennen ist in den Faktoren, wie lange es anhält und wie intensiv es stattfindet, jedoch ist es nicht ersichtlich was da innerlich vorgeht.

Es ist auch mit Sicherheit toll, wenn es wissenschaftlich bestätigt wird, dass es HSP wirklich gibt. Doch egal ob oder ob nicht wissenschaftlich bestätigt, es ändert nichts daran. Hochsensible Wesen gab es schon, als wir Menschen noch gar nicht ins Gehirn schauten und der Begriff Psychologie noch gar nicht geboren war.

Egal wie Sie gestrickt sind, wenn Sie das nächste Mal einem Menschen begegnen, der hochsensibel ist, denken Sie an die soziale und emotionale Hochintelligenz und urteilen Sie nicht gleich das Hochsensible ab. Machen Sie auch Ihre Kinder und Ihr Umfeld darauf aufmerksam, erklären sie die Details, dass dies eine hochentwickelte Fähigkeit ist und es wichtig ist, dass es beides gibt, das Hochsensible und das Normal-Sensible.

Wie würde ein Wolfsrudel überleben können, wenn jeder so sehr mit innerlichem aufnehmen, hinterfragen und verstehen beschäftigt wäre, statt zu handeln. Und wie wäre es, wenn für ihr Handeln wichtige Informationen fehlten? Es genügt vollkommen und ist Überlebens zuträglicher wenn ein einziger pro Rudel hochsensibel ist. Einer für alle, alle für einen, weil dies dem Über-Leben dienlicher ist. Erkunden Sie, falls Sie selbst hochsensibel sind, wie Sie dies besser verstehen und nutzen können.

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie sich auf dem Weg befinden, sich selbst zum besten Freund zu werden, egal wie Sie gestrickt sind. Denn wenn wir dies in unserem eigenen inneren System erreicht haben, sind wir es auch über unser eigenes System hinaus!

Herzliche Wünsche dafür,

Ihre Andrea Albus