Erinnerungen – wie sie Vertrauen schaffen

Erinnerungen Vertrauen

04 Apr Erinnerungen – wie sie Vertrauen schaffen

Wie Erinnerungen Vertrauen schaffen.

Eine Geschichte die ich träumte.

Doch es war kein Traum im Sinne von unrealistisch, sondern ein Traum, so realistisch, wie ich es tagtäglich in meiner Praxis erlebe…

Ein Mann kommt zu mir und erzählt mir seine Geschichte

Er habe eine Frau und einen Job, deren Ansprüche er nicht mehr gerecht werden könne. Er fühle sich schlapp und energielos. Früher sei alles wunderbar in seiner Ehe gewesen. Sie lernten sich kennen, alles war so gefühlvoll und passte so wundervoll zusammen. Sie kümmerten sich umeinander, erfreuten sich am anderen und dessen Erlebnisse und stellten nichts in ihrer Beziehung in Frage.
Er hatte damals einen Job in dem er zwar nicht so viel Geld verdiene wie heute, aber seine Fähigkeiten und seine Person wurden geschätzt und er fühlte sich wohl dort.

Als die Kinder kamen, suchte er sich einen anderen Job, damit sie es mal besser hatten als er, der in seiner Kindheit auf so vieles verzichtet hatte, weil keine Mittel da waren. Es habe ihm damals nicht viel ausgemacht als Kind, antwortete er auf meine Frage wie das für ihn gewesen sei, da er ja nichts anderes kannte. Dennoch wolle er seinen Kindern mehr bieten. Schließlich haben die Zeiten sich ja verändert.

Seit er in diesem Job sei, habe er weniger Zeit für die Familie. Er tröste sich damit, dass er Ihnen ein Haus habe kaufen können und den Jungs, die sehr technisch interessiert seien, ihre teuren Hobbys finanzieren könne. Auch den Alltag seiner Frau habe er erleichtert mit der Technik die er im Haus habe einbauen lassen. Und einmal die Woche leisteten Sie sich eine Putzhilfe.
Eigentlich so meinte er, müsse er zufrieden sein und glücklich, doch er sei es nicht mehr.

Gestern erst schimpfte seine Frau mit ihm, weil er den Jahrestag vergessen hatte an dem sie sich kennengelernt hatten. Früher hatten sie ein Picknick auf dem Fußboden gemacht, haben viel gelacht und einfach die gemeinsame Zeit genossen. Oder sie hatten gemeinsam etwas unternommen, was ihnen beiden Spaß machte. Einmal, erinnerte er sich, hatten sie dieselben Musical Karten besorgt, um den anderen zu überraschen. Sie nahmen dann ein befreundetes Pärchen mit und feierten zu viert.

Doch diese Zeiten seien lange vorbei. Er fühle sich in einer Tretmühle und habe das Gefühl nur noch zu versagen. Das er nichts wirklich fertig bringe, aber auch nicht wisse, wie er etwas verändern könne. Auch in seinem Job sei lange das Feuer schon raus. Umstrukturierungen, der Weggang guter Kollegen und Chefs habe alles verändert im Laufe der Zeit. Ich hörte mir seine Geschichte an und frage ihn, wo er denn hingehen könne, um zu sich selbst zu finden, um sich selbst wieder zu spüren. Er meinte, er habe seiner Frau gesagt, dass er ein paar Tage Auszeit brauche und zu seinen Eltern fahre.

Er fuhr also zu seinen Eltern. Die sahen ihn und wie es ihm erging, ohne dass viele Worte fielen. Der Mann zog sich zurück. Er schlief sich erst mal richtig gründlich aus und wachte erst auf, als es draußen wieder dämmerte. Dann lag er in seinem Bett und dachte über sein Leben nach. Es war alles so anders geworden, als er es sich vorgestellt hatte. Traurig zog er die Bettdecke hoch, er wollte nichts mehr spüren.

Plötzlich öffnete sich die Tür und sein Vater trat ein. Er trug ein Modell in den Händen, stellte es auf dem Tisch ab und lächelte seinen Sohn liebevoll an. Der Mann stand auf und ging zu dem Modell. Es war ein Jahrmarkt, den er mit 8 Jahren gestaltet hatte für einen Wettbewerb. Er hatte den ersten Preis gemacht. Dieses Modell bestand nur aus Abfallprodukten. Dinge die in den Müll wanderten. Kleine Schilder, bemalt und fein säuberlich beschriftet aus Toilettenpapierrollen, die er mit Hilfe der Mutter glattgebügelt hatte. Plastikteilchen und kleine Holzstückchen mit Kleber verarbeitet. Viel bunte Farbe und seine Fantasie hatten ein kleines Kunstwerk entstehen lassen. Er hatte es ganz vergessen. Mit Tränen in den Augen blickte er zu seinem Vater auf. Dieser lächelte ihn wissend an.

Der Mann nutzte die Erinnerung über das Entstehen dieses Modells, um in seinem Leben aufzuräumen.
Er sprach zum ersten Mal seit Jahren offen mit seiner Frau und teilte ihr seine Gefühle mit. Sie weinten beide um die verlorene Zeit der Zweisamkeit und versprachen sich alles zu tun, um sie neu zu beleben. Er kündigte seinen Job und fing in seiner alten Firma an. Seine Fähigkeiten die er im Laufe der Zeit erworben hatte, brachten ihm die Stellung ein, die rechte Hand des Chefs zu werden. Dieser hatte vor, in zwei Jahren zur Rente zu gehen. Seine Söhne mussten lernen mit weniger auszukommen, was ihnen aber nicht schadete, sondern im Gegenteil ihre Fantasie anregte. Denn das Modell stand als Vorbild in einer Glasvitrine und er wurde nicht müde, die Geschichte darum zu erzählen.

Aber das schönste, so erzählte er mir, sei, dass er seine Fähigkeiten wieder entdeckt hatte dadurch, dass er erinnert wurde was er geschaffen hatte. Als er einfach nur Er war, als dieses Modell entstand und wie er all seine inneren Schätze nutzte, um es entstehen zu lassen.Nie wieder wolle er in einer Tretmühle landen, denn er würde vorher schon sehen, was zu tun sei, indem er all seine inneren Teile, die seine Fähigkeiten seien, zu Rate ziehe.

Wir lächelten uns an und gaben uns die Hand in dem Wissen, dass wir uns heute zum letzten Mal sahen..

Als ich aus meinem Traum aufwachte, musste ich lächeln und dankte meinen eigenen inneren Teilen dafür! Ich stand auf und fing an ihn aufzuschreiben, um Menschen an sich selbst zu erinnern, die dies hier lesen.

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass diese Geschichte aus meinem Traum Sie an das erinnert, was Sie gerade brauchen!

Herzlichst,

Andrea Albus